Am Montag, 19. Juni, um 13.30 Uhr treffen sich 20 wanderlustige Frauen und Männer im Schatten vor dem stattlichen antiken Hotel Ofenhorn und warten gespannt auf die Begrüssung des Tourenleiters Herbert mit Lilly an der Seite. Es ist sommerlich heiss! Bereits nach kurzer Zeit wandern wir über die Binna an den talaufwärts gesehen rechten Hang in den Wald auf den bergansteigenden Wanderweg Richtung Fäld. Der Aufstieg im Schatten der Bäume ist sehr schön, wenn auch schweisstreibend! Wir bekommen die Hitze des Tages recht zu spüren! Die Blumenbegeisterten kommen bereits auf ihre Rechnung, die feine weisse Hain-Sternmiere mit den gegenseitigen spitzen Blättern und der rundblättrige Steinbrech, ebenfalls eine feine weisse Blüte, jedoch die Blätter rund und wechselständig, werden erkannt. Einige Vögel sind zu hören. Im Fäld wartet die erste Überraschung auf uns: wir werden vom Strahler André Gorsatt begrüsst, erfahren von seiner Arbeit und seinem Hobby, dem Strahlen und dürfen sein Mineralienmuseum bestaunen. Anschliessend löschen wir den Durst im nahe gelegenen Restaurant Bärgkristall.
Im Hotel geniessen wir das Nachtessen und finden unsere Bleibe für die nächsten Tage in den reservierten Zimmern, sanft renoviert, alt bemöbelt.
Dienstag, 20. Juni. Nach dem feinen Morgenessen führt uns die heutige Wanderung über den Kaffestafel - ohne Kaffeehalt - zum Schaplersee. Der Anstieg auf gutem Wanderweg durch den Wald ist sehr schön. Wir bestaunen die Schwefelanemone, diese intensiv hellgelbe Blüte, die zur Familie der Hahnenfussgewächse gehört. Über der Waldgrenze erblühen die Hänge rot von den Alpenrosen, ein herrliches Bild. Am Schaplersee 2237m, gibts Mittagsrast. Ein angenehmer Wind weht. Einige können es nicht unterlassen, die Füsse im See zu baden, herrlich! Der Abstieg über Salzgeb zur Bschissni Matte führt wiederum durch die Alpenrosen und durch lichten Wald. Zwei Auerhähne werden von uns aufgescheucht und fliegen davon. Ein grosser Vogel! Wir phantasieren über den Namen der Bschissni Matte, folgen dem Weg Richtung Chällerli zum Heiligkreuz. Die Hitze lässt uns ermüden. Der Weg durchs Lengtal Richtung Binn führt abwechselnd durch Wald und Weiden und über blühende Heuwiesen. Es duftet fein nach Heu!
Im Hotel löscht ein Bier oder Panasch oder Mineral den grossen Durst.
Mittwoch, 21. Juni. Heute ist ein etwas ruhigeres Programm angesagt. Wir wandern durch die Twingischlucht, entdecken die Walliser Levkoje, sehen den Blauen Lattich, staunen über die tiefe Schlucht und die Wasserfälle, die verschiedenen Gesteinsschichtungen und führen uns die moderne Kunst zu Gemüte: da gibt es Arme aus Ästen, Tatzelwürmer aus Baumstämmen, Holzgucklöcher, Vögel, Fledermäuse und vieles mehr zu sehen und sich tieferführende Gedanken darüber zu machen. Wir verweilen ausgiebig in der Twingi, queren die Binna über eine Römerbrücke, machen Mittagshalt am Fluss beim kühlen Wasser, wandern via Ausserbinn, Binnegga und einer wieder hergestellten Bisse entlang nach Ernen, wo es sehr heiss ist. Herbert übernimmt für den vergessen gegangenen Dorfführer spontan eine kleine Führung durch das Dorf. Wir hören von den Heidenbalken, betrachten das Sigristenhaus und weitere historische Häuser des Dorfes.
Donnerstag, 22. Juni. Wir profitieren vom herrlichen Sommerwetter. Unser Ziel ist heute der Mässersee 2120m. Der Aufstieg durch den Wald und über Weiden ist erneut anstrengend, doch sehr schön. Gemütlich und kontinuierlich gewinnen wir an Höhe, bestaunen wiederum die vielen Blumen, ziehen den Waldduft ein, hören wilde Wasser zu Tale stürzen. Im Mässerchäller ist eine Rast angesagt, bevor wir uns in obere Stockwerke hochschlängeln! Die weidenden Rinder beschnüffeln Gilbert. Hat der wohl etwas Süsses in seinem Rucksack versteckt? Auch bei Urs und Lorly versuchen sie etwas zu finden! Wiederum führt uns der Weg stetig höher durch Alpenrosen und blühende Weiden, bis wir den See erreichen für unsere Mittagsrast. Einige baden ihre Füsse, zwei schwimmen sogar im See, welch eine Erfrischung! Werner bietet sein Verreisserli an und Hedi das
Guetzli dazu. Der Abstieg führt bei der Mineraliengrube Lengenbach vorbei. Wer will, kann sich einen glitzernden Stein selber suchen.
Freitag, 23. Juni. Heute ist eine strengere Wanderung angesagt! Das Einwandern von unserem Hotel weg nach Holzerhiischere ist gemütlich. Nun zweigen wir links ab. Steil hangaufwärts gewinnen wir schnell an Höhe. Die Hänge sind vollgespickt von Graslilien. Auch die Paradieslilien erfreuen uns. Schmetterlinge gaukeln. Der Tatzelwurm kriecht heute sehr gemächlich bergan! Da haben es die zwei Adler, die in den Lüften schweben, leichter! Mühelos und majestätisch ziehen sie ihre Kreise am Himmel!
Bei einer Wasserfassung an einem Bergbach gibts eine längere Verschnaufpause. Anschliessend bewegen wir uns weiter bergauf nach Binnergalen. Die Flora ändert sich, Silberwurz und eine prächtige Alpenflora erfreuen uns. Beim Punkt 2208 machen wir Mittagsrast. Eine grössere Gruppe wählt den Weg nach Gand, Fäld. Eine kleinere Gruppe entscheidet sich sich für den Aufstieg aufs Gandhorn 2461m. Nochmals ändert sich die Flora, die satten Farben von blauen Enzianen, violetten Stiefmütterchen, gelben Kleearten, Schwefelanemonen, weissem Alpenhahnenfuss versetzen uns in Staunen und Dankbarkeit und Freude. Auf dem Gandhorn weht ein frischer Wind, der willkommen ist. Die Aussicht ist grossartig, ringsum Berggipfel. Wir wandern zügig bergab, erreichen bald Gand, Trogschluecht, dann Fäld.
Wiederum haben wir einen schönen Wandertag erlebt.
Müde und zufrieden sitzen wir bei einem kühlen Trunk im Schatten der Bäume des Hotels Ofenhorn. Eine bestens gelungene Wanderwoche geht dem Ende entgegen. Herbert und Lilly, ein herzliches Dankeschön für die grosse Arbeit und perfekte Organisation. Petrus danken wir für das herrliche Wetter, das uns viele stimmige Bilder und grossartige Aussichten mit in unseren Alltag gibt.
Hedi und Hans-Peter
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