Tag 1 Süsam Givé 2149m - Fuorcla Funtana 2393m - God Tamangur 2151m - S-Charl 1810m 13,5KM +341Hm/- 682Hm
Eine für die SBB unpassierbare Brücke in Lachen lässt uns um 12:48 in Süsam Givé (Ofenpass), mit 2h Verspätung ankommen, damit geraten wir in die vorhergesagte Schlechtwetterfront die eigentlich vermieden werden sollte.
Von der Passhöhe führt uns ein schmaler Wanderweg in knapp einer Stunde zur Fuorcla Funtana -Urs vorneweg, Roli am Schluss, das bleibt so bis San Jon- es regnet ab und an, schnelle Tenuewechsel sind angesagt, dazu gibt es sehr persönliche Strategien. Nach der Passhöhe wird der Regen heftiger und wir finden Unterschlupf unterm Vordach der Talstation des Funtana-Skilifts. Es klart für den Rest des Tages auf, hinter uns ragt der Piz Terza in die Wolken – von der Schneeschuh-TW 2011 her noch in guter Erinnerung. Das nächste Highlight ist der höchstgelegene Arvenwald in Europa, der „God Tamangur“ den wir durchwandern. Experte Roli erklärt uns „Arven werden bis zu 700 Jahre alt, ihr Holz ist schwer entflammbar und verströmt ein Aroma, das sie vor Insekten schützt“.
Etwas später folgen wir dem Murmeliweg und der rauschenden Clemgia entlang nach S-charl (erstmals erwähnt im Jahre 1095), ehemals bedeutender Bergbau für Silber- und Bleierz – die Schürfrechte lagen bei den Grafen von Tirol, von der bewegten Geschichte zeugt das Silber- und Bärenmuseum Schmelzra in S-charl, für einen Besuch ist es heute zu spät. Auf dem Dorfbrunnen steht der in Stein gehauene letzte erlegte Braunbär der Schweiz (1904). Wir beziehen Quartier im Hotel Mayor, natürlich mit einer angenehm duftenden Arvenstube – Zimmern, übrigens das Arvenaroma soll beruhigend wirken, wohl deshalb sind wir bald in unseren Betten.
Tag 2 S-charl 1810m – Alp Sesvenna 2098m – Fuorcla Sesvenna 2818m – Sesvenna Hütte AVS 2258m 11KM +1028Hm/-578Hm
Start um 08:15 langsam und gleichmässig ansteigend durch den God Sesvenna und der Aua Sesvenna entlang, das enge Tal führt zur Alp Sesvenna, ein Murgang machte Verlegung des Alp-Zugangs erforderlich. 2 Hirten mit ihrem Hund überholen uns, sie steigen täglich 1 ½ h zu ihrem Weid-Vieh auf!
Das Tal zwischen dem Piz Cristanas 3092m und Piz Plazer 3104m weitet sich und gibt dem Hochmoor Marangun Platz. Am Ende des Hochtales kommt das was Urs mit „etwas steiler“ bezeichnete: ein 200m mit Felsblöcken übersätes Couloir durch das sich der sehr steile Weg zur Fuorcla Sesvenna hochschlängelt. Oben betreten wir italienisches Hoheitsgebiet: das Tirol. Die Pause am Lago Sesvenna 2638m ist hochwillkommen. Die herrliche Kulisse mit dem See inspiriert zu Photo-shootings und –posings, einige der „Oeuvres“ sind im Bilderanhang. Noch sind es 400Hm Abstieg, dann taucht hinter einem Moränenhügel die Sesvenna Hütte auf. Tagesziel erreicht, trotz drohender dunkler Wolken – uns hat kein Regentropfen erreicht.
Die Hütte ist gut besetzt, auch mit vielen Bikern, die hierherkommen um die 1200 Hm Abfahrt durchs Schliniger Tal nach Burgeis zu geniessen. Zur Begrüssung gibt’s vom Hüttenwart ein selbstgebrautes „Schnapserl“ erst danach weist er uns ein. Man kann für €3 den Schlüssel zur Dusche erhalten, allerdings meint Silvia die Wassertemperatur liege nur „1 µ über kalt“, das kann der Schreibende bestätigen. Es gibt nur, wie auf SAC-Hütte Halbpension, hier trägt das Personal Lederhosen und bezahlt wird in € (€55 pro Person). Wie bisher jeden Abend, macht Silvia mit uns noch Stretch-, Lockerungs-, Entspannungsübungen, gut gibt es davon keine Videoaufnahmen.
Tag 3 Sesvenna Hütte 2258m – Schlinigpass 2295m – Alp Sursass 2180m – Fuorcla da Rims 2949m – Chamonna Lischana 2500m – San Jon 1464m 16,2KM +942Hm/-1736 Hm
Nach ruhiger Nacht um 07:30 Zmorge und um 08:15 Abmarsch, Zwischenziel ist 13:00 in der Lischana-Hütte. Zunächst bequem über die Ebene zum Schlinigpass, einige Murmeltiere beobachten uns erstaunt was wir da treiben. Kurz nach der Passhöhe erfolgt der Wiedereintritt in die Schweiz. Bei der Alp Sursass 2180m folgen wir links der Markierung Fuorcla da Rims 2949m. Stetig geht’s nun bergan über einzelne Steilstufen hoch zur Seenplatte Lais da Rims ca. 2700m. Eine äusserst karge Landschaft die wir durchwandern, trotz der kleinen Seen. In den Felsnischen blühen Edelweise und aus Flechten-/Moosteppichen ragt eine abwechslungsreiche bunte Flora (Roli kennt sie mit Namen) aus den Kuhfladen des letzten Jahres wachsen üppig kleine Pilze, diese sollen getrocknet halluzinogene Wirkung haben? Wir sind froh, um 11:30 die Fuorcla erreicht zu haben, zum Glück war es während des langen Aufstieges eher wolkig und kühl. Erleichtert, dass es nur noch runtergeht – das Ziel Scuol ist tief unten sichtbar. Der Felssturz vom 31.07.2011 (dokumentiert auf youtube) hat sowohl den Gipfel des Piz Lischana verändert, wie den obersten Teil unseres Abstiegs beeinträchtigt. Mit großer Vorsicht überwinden wir die obersten Felsstufen und steilen Geröllhalden. Dann mutiert der Weg wieder zum Wanderweg und pünktlich um 13:00 nehmen wir auf der Terrasse der Lischana Hütte Platz. Das Zwischenziel wurde exakt erreicht, noch liegen aber 1000Hm Abstieg vor uns, die wir nach kurzer Erfrischung in „Angriff“ nehmen. In ewigen Serpentinen geht der gut ausgebaute Kiesweg nach unten. Mit dem Einstieg in die Waldzone finden die Knie Erleichterung auf den weichen Nadelboden. Noch ein kleiner Aufstieg und um 15:30 erreichen wir den Pferdehof San Jon. Wir genießen noch ein kühlendes Getränk und machen ein kurzes Resumée der wunderschönen letzten 3 Tage. Trotz schlechter Prognose war uns das Wetter hold.
Für Silvia beginnen nun Bikeferien, wir Andern laufen noch bis zur Busstation an der Bergstrasse nach S-charl, bevor wir die lange Heimreise in den Oberaargau beginnen.
Herzlichen Dank an Urs und Elisabeth, merci für das Auskundschaften dieser attraktiven Route, merci für die Vorbereitung und Durchführung.
Teilnehmer: Elisabeth und Urs Herzig, Marianne Berchtold, Silvia Heutschi, Margrit Meier, Roland Christen, Paul Hubacher, Bernd Stapf
Bernd Stapf
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