Der Weg ist das Ziel.
Mit den in Herzogenbuchsee um 06:24 Zugestiegenen war die Wandergruppe mit 16 Teilnehmern komplett. Viele, sehr viele Reisenden waren unterwegs, wegen Platzmangel hatte die SBB deswegen ab Bern für uns in der 1. Klasse reserviert! Von Brig bis Oberwald standen an jeder Station fast so viel MTB einsteigebereit wie Passagiere.
Noch einen Kaffeestop im Buffet Oberwald und los gings um 10:15 am Wegweiser 1376m vorm Bahnhof. Toni briefte kurz – die gesamte Strecke ist 30Km lang und beinhaltet 1700Hm Aufstiege und 1500 Hm Abstiege / das heutige Etappenziel liegt ziemlich in der Mitte à die Galmihornhütte auf 2113m- und los gings, er voraus und Urs als Schlussmann eine bewährte Kombination. Die ersten 300m gegen die kräftige Bise, dann eine Linkskehre und von da an wurde die Bise zum freundlichen Rückenwind. Dichtere Wolkenbänder sorgten dafür, dass die Temperaturen zum Wandern ideal waren. Der Weg steigt stetig bis zum Jostbach 1500m, von da an bewegt sich die Route zwischen 1500 und 1700 m. Bewegt heisst, ständige meist kürzere kräftige Auf- und Abstiege. Die Anlage des Höhenweges ist sehr attraktiv, meist als schmaler Wanderpfad, der sich durch die Birken-, Lärchen- Kiefernhölzer mit ihren unterschiedlichen Aromen zieht. Wo der Weg die Wälder verlässt ist er als Kerbe in die steilen Hänge gefurcht, es ergeben sich herrliche Tiefblicke. Die Aussicht auf die gegenüberliegenden Schneegipfel ist uns wegen den Wolkenbändern meist verwehrt. Die TeilnehmerInnen des Gommer-Sommerlaufs rennen uns entgegen, wir machen Platz so gut es geht und kompensieren durch aufmunternde „BRAVO‘S“. Oberhalb Ulrichen am Pkt. Nesse 1712m erfolgt die ersehnte Mittagsrast, der Landwirt überlässt uns netterweise seinen grossen Sitzplatz im Haus-Schatten. Wir blicken hinüber in das Ägene-Tal, durch das wir mit Toni auf dem 4-Quellenweg 2016 gewandert waren. Mittlerweile haben wir erlaufen, was die Strecke so lang aber auch so interessant macht; es sind die zahlreichen Bäche, die tiefe Schluchten in die Hänge abgetragen haben. Erst am Scheitelpunkt der Schluchten wird der Bach jeweils mit einer kurzen Brücke überquert.
Weiter geht’s; Toni hält sein Zeitbudget (und uns) gut unter Kontrolle, nächster Zielpunkt „Chumme 1525m“ und von da in einer langen Traverse durch die Hänge oberhalb von Münster zum Übergang Minstigerbach 1623m. Letzte Pause vor dem 500Hm Aufstieg zur Galmihornhütte 2113m. Der Weg ist gut begehbar, abwechslungsreich und steil angelegt, die Gespräche verstummen, teils durch hüfthohe Alpenrosen-Stauden steigen wir auf, nach gut einer Stunde ist bereits der Hütten-Giebel in Sicht. 16:50 begrüsst uns Esther und Guido das neue Hüttenwartepaar, erst seit 3 Wochen im Amt. Etwas später juchzten die Beiden uns ein Ständchen zur Begrüssung und man spürte, dass nicht nur ihre Stimmlagen harmonisch sind. Das Znacht ist hochwillkommen und mundet, begleitet von mancher Darbietung des ebenfalls anwesenden Jodlerchörli, hervorragend. Bald ziehen sich die Ersten in die Hütten-Schlafsäcke zurück – wer die Chance hatte nachts aufzuwachen konnte vor der Hütte einen sehr beeindruckenden Sternehimmel bestaunen.
Am nächsten Morgen erfreuen wir uns an einem leckeren Morgenessen. Frisch gestärkt trifft sich die Gruppe um 8 Uhr abmarschbereit vor der Unterkunft. Es ist deutlich wärmer, die starke Bise, welche uns gestern frösteln liess, ist abgeflaut und ein freundlicher, sonniger Tag bahnt sich an. Bevor wir den steilen Abstieg Richtung Tomebine in Angriff nehmen werden wir von der Hüttenwartin Esthi und ihrer Kollegin „verabjodelt“. Mit dem Abschieds-Ständchen in den Ohren wandert es leicht und locker durch den lichten Wald zu Punkt Millerbine, wo wir kurze Zeit später wieder auf den offiziellen Gommer-Höhenweg einschwenken.
Schweiz Mobil hält in ihrer Beschreibung des Gommer-Höhenwegs fest, es sei zu beachten, dass bei mehreren Streckenabschnitten einem bequemen Bummel ein kurzer schweisstreibender Anstieg folgen kann……
Was sich beinahe wie ein Beipackzettel eines Medikaments anhört, bewahrheitet sich dann ohne Wenn und Aber. Weit oberhalb der Talorte Reckingen und Gluringen führt der schmale Weg wiederum tief in die Täler hinein. Beide Ortschaften sind unverrückbar verbunden mit einem der schwersten Lawinenunglücke des letzten Jahrhunderts. Am 24. Februar 1970 verschüttete eine riesige Lawine die Offiziersunterkunft und mehrere Chalets. Die Bilanz: 30 Todesopfer, von denen das letzte aufgrund der immensen Schneemassen erst 5 Tage nach Lawinenabgang geborgen werden konnte. Ob Punkt 1409 „Lauwengadmen“ erst später so benannt wurde bleibt offen.
Riesige Felder voller blühender Weidenröschen bilden immer wieder eine hübsche Kulisse fürs Auge und die Kamera.
Rund eine Stunde bevor die Gruppe Bellwald erreicht, führt der Wanderweg nochmals steil in die Höhe, bevor die kleine Brücke über die Schwarze Brunne überschritten werden kann. Kurz nach halb zwei Uhr endet der zweite Teil des Höhenwegs in Bellwald.
Die Luftseilbahn Bellwald-Fürgangen bringt uns rasch und knieschonend zu Tale. Statt endlich den Durst löschen zu können, steht noch eine Mutprobe an. Die Tranksame lockt auf der anderen Talseite, erreichbar über die „Goms-Bridge“; die 280 lange Hängebrücke führt 92 Meter über der Rotten ins gegenüberliegende Mühlebach.
Dank den reservierten Sitzplätzen ab Brig gestaltet sich die Rückreise im hektischen Ausflugsverkehr angenehm und kurzweilig.
Fazit: Die attraktive Wanderung hoch über dem Gomser-Talboden ist nicht von ungefähr eine der bekanntesten Höhenwege der Schweiz.
Herzlichen Dank dem Tourenleiter Toni Schmid für diese tollen 2 Tage im Wallis.
Text: Bernd Stapf/Urs Herzig
Fotos: Margrit Meier (folgen)
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