10.9.: 2-Seen-Wanderung über Dormillouse, Lac Palluel 2472m, Lac Faravel 2386m, 14.8 km, 1180 hm
Nach kurzer Fahrt auf der D238 starten wir vom Parkplatz 1441m. Die kleine Holzbrücke die es zu queren gilt ist genau dort, wo die beiden Bergbäche Torrent de Chichin und Torrent des Oules sich zum Flüsschen la Biaisse vereinen. Der Weg ist steinig und steil und führt uns in 40‘ nach Dormillouse 1727m. Der Ort wird heute noch von 2 Personen dauerhaft bewohnt, im 16 Jhdt. und nach dem Edikt von Nantes (1598) war er ein belebter Zufluchtsort von Hugenotten und Protestanten unter der Führung eines Genfer Pfarrers. Die nette Dame, welche die Kirche und das danebenliegende Gîte (früheres Schulhaus) betreut, fand für uns zwar den Kirchenschlüssel, aber nicht jenen zur Restaurantterrasse; der Weg zum Tee führte über den Zaun. Weiter auf dem Sentier Romans der uns nochmals über den Chichin und durch lichten Wald zum Pkt 2018 (La Louyére) leitete. Der Weg verläuft nun westlich und in grossen Schwüngen zum Lac Palluel 2472m. Hier oben begegnen wir den winterbespeckten, bewegungsfaulen Murmeltieren, die sich im Fressen von uns kaum beeindrucken lassen. Am See ist dann Zeit für die Mittagsrast – die Fischlein im See sind noch viel zu klein und nicht in Gefahr auf dem Barbecue zu landen. Eingebettet im Halbrund (Cirque) zwischen dem Tête du Serre Eyrout 2745m und dem Tête des Arindoux 2637m liegt der See wunderschön vis à vis vom Grand Pinier 3114m. Wenn man den Aufbau der umliegenden Berge betrachtet kommt einem der Begriff „Mille feuille“ in den Sinn, Schicht über Schicht nichts von festem Fels.
Der Abstieg führt uns über eine mit Steinmännli übersäte Hochebene hinab zum Lac Faravel 2386m „er lächelt zwar, aber lockt niemand zum Bade“. Wieder am Pkt 2018 schliesst sich der Kreis der Rundwanderung, wir steigen auf direktem Weg durch den steilen Wald zum Parkplatz ab. Links und rechts des Weges stürzen die beiden eingangs erwähnten Bäche in tosenden Kaskaden den Berg hinunter. Im Mini-Kiosk am Parkplatz geniessen wir den langersehnten Trunk. Wir waren etwas über 6h unterwegs und sind nun dankbar von Samuel mit dem Bus heimgefahren zu werden.
In der Ferienzeit ist diese attraktive Tour stärker frequentiert, heute sind uns nur 3 Trail-Runner um die Ohren geflitzt.
11.9.: von Freissinières auf die Crête de la Rortie und entlang dem Clot du Puy nach les Aujards. Abstieg über Les Roberts.
Nachmittag Klettersteig Grand Falaise
Der heutige Plan ist, nach der Wanderung Frankreichs ältesten Klettersteig „La Grande Falaise“ am Nachmittag zu begehen.
Unsere Wanderroute führt uns zunächst dem Tal entlang bis zum Pkt 1227m und in Serpentinen unter die l’Aiguille. Der Weg über die Crête de la Rortie ist gut erkennbar und sehr attraktiv über Treppen und Steinstufen angelegt zwischen den senkrechten Platten geht es nur gebückt vorwärts. Im Gegensatz zur gestrigen stark geschichteten Felsenstruktur finden wir heute sehr festen Kalkstein. Vom Aussichtspunkt 1763m geniessen wir die Rundsicht über den Ort Freissinières, das langgezogene Tal und die gegenüber liegenden Hügelzüge. Auf der anderen Seite ergeben sich Tiefblicke auf den Durance (einem Kajak Eldorado). Leider mutiert der Weg im weiteren Verlauf wieder zum normalen Wanderweg bis ins Tal.
Um 15:00 machen sich Samuel, Margrit, Sibylle und Ursula mit Klettergurt und –Helm auf den Weg zur Via ferrata. 170 Routen führen durch die Grande Falaise auf den Clot du Puy. Der Klettersteig wird beschrieben „im ersten Teil bis C, meist aber leichter; danach durchaus anspruchsvoll (C/D)“. Mit strahlenden Gesichtern kehrt unser Team um 18:00 heim, glücklich den ersten Teil gemeistert zu haben – Bravo.
12.9.: von Cabanne de la Selle 2010 m über Cabane de l’Alp und den Col de Rougnoux gegen die Tête de Vautisse (Umkehr auf 2850m) 12,0 km, 900 hm
Abfahrt 08:30 inkl. Gepäck, wir zügeln heute von Freissinières zu unserem neuen Domizil in Ville Vieille. Davor wollen wir noch den Tête de Vautisse 3150m erwandern.
Mit dem Minibus von Eygliers auf der „Route pastorale de l’Alp“ holpernd hinauf und parken bei der Cabane de la Selle 2010m. Danach wandern auf der Forststrasse bis zur Cabane de l’Alp 2392. Von der Hütte führt der Wanderweg in nordwestlicher Richtung durch ein grasbewachsenes Hochtal. Zunehmend gleicht der Weg einer Mondlandschaft, Nebel zieht auf, wird dichter, die Geröllhalde steiler, Wegmarkierungen oder Steinmännli sind keine mehr zu erkennen. Um 14:30h auf einer Höhe von 2850m bricht Samuel die Tour ab, Alle sind damit sehr einverstanden. Der Rückweg um den Terres Noires, über die Crête de Selle 2298m und zur Cabane de la Selle ist sehr abwechslungsreich, mit prächtigen Tiefblicken und sonnig (!), um den Tête de Vautisse ist der Nebel noch immer sehr dicht.
Auf dem Weg zum neuen Domizil, befahren wir die attraktive Talstrasse in den Gorges du Guil und im Combe du Queyras, unterwegs laden wir noch die Biker auf, die sich die letzten 400 Hm nach einer anstrengenden Etappe sparen möchten.
Um 18:30 erreichen wir gemeinsam unser neues Gîte „la vie sauvage“ in Ville Vieille – Prats Hauts.
13.9.: von Talgrund bei St. Veran auf den Pic Cascavelier 2562m und weiter auf die Pointe de Marcelettes 2900m. Der Krete entlang nach Tête de Jaquette 2752m, Treffpunkt mit Bikern. 14.7 km, 1210 hm
Heutiger Start: Parkplatz unterhalb von St. Véran 1970m, wir wollen nicht nur den Pic Cascavelier besteigens sondern auch das Bike Team am Col des Estronques treffen.
Kurz nach der Überquerung des Aigue Blanche geht’s in den Wald und steil bergauf. Wir treffen eine Tagesschäferin mit ihrer Herde und –hunden. Sie zieht wie wir in die oberen Weiden. Am Pkt 2301m verlässt der Weg den Wald und quert als lange und mässig steile Traverse entlang der Crête de Curlet zunächst zum Pic Cascavelier 2562m und weiter zur Point des Marcelettes 2900m. Nach 3 ½ h und vielen Schweissperlen gratulieren sich Maja, Margrit, Sibylle, Silvia, Ursula, Jean-Pierre, Samuel und Bernd am Gipfelkreuz. Zu unserem Vorteil ist es eher kühl und luftig. Oben erwartet uns eine grossartige Weitsicht in die zahllosen, zum Teil bereits verschneiten Gipfel beidseits des Grates. Samuel träumt davon diese grosszügigen weiten Hänge mit Tourenski zu befahren. Crête de la Blavette, Crête de la Tête de Jacquette heissen die weiteren Abschnitte, der „Grat“ ist eine breite und gut begehbare Schulter. Von weit oben sehen wir das Biker-Team am Col des Estronques 2651m bereits auf uns wartend. Noch ein Gruppenfoto, dann fahren sie auf dem GR58 hinunter ins Tal. Sieht schon sehr sportlich aus, wie sie die anspruchsvolle Route meistern!
Wir nehmen den gleichen Weg – GR 58 Tour du Queyras - unter die Füsse und sind 2 ½ h später wieder am Auto, auch das ist sportlich. Eine attraktive Tour liegt hinter uns, die alle Anstrengungen gelohnt hat.
14.9.: von Ville Vieille nach Château Queyras und zurück
Alle Wetterkanäle prognostizieren heute früher oder später Regen. Wir nutzen diesen Tag zu einer Zeitreise im Fort Queyras, das imposant auf einer Gletschersperre erbaut wurde. Fort-Queyras wird 1260 erstmals erwähnt. Im 16. Jahrhundert war die Burg die Beute der Religionskriege. 1700 erfolgte auf Initiative von Marschall Vauban eine massive Verstärkung, als Teil der Alpen-Grenzbefestigung. In der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts verstärkten Kasematten und Kanonen die Wehrhaftigkeit. Die Festung wurde von 1940 bis 1944 Kaserne und kehrte 1967 in den Privatbesitz zurück. Ja und auf dem Rückweg kam dann der angesagte Regen, wir waren ja vorgewarnt.
15.9: von Prats Haut über Grosse-Pierre, Le Coin bis unterhalb der Passstrasse von Col Agnel, 14.8 km, 488 hm
Die Temperaturen sind nach den Niederschlägen von gestern deutlich gesunken. Die heutige Tour ist zum Auspendeln gedacht und führt uns von der Unterkunft in Prats Hauts in angenehmen Steigungen zunächst nach Pierre Grosse und über Château Renard/Le Coin zu den Reservoires 2150m des ehemaligen wasserführenden Canal de Rouchas Frach (gebrochener Fels). Der Kanal wurde vor 700 Jahren erbaut und um 1914 aufgegeben. Seit 2008 ist er ein 8 km langer „Erlebnisweg“, der auf 2150m den nördlichen Hang des Tales zum Agnel-Pass schneidet und bei 2212m auf die Passstrasse trifft. Die Hänge werden stark beweidet, zurzeit sind es meist Schafe und nur vereinzelt Rinder. Unterwegs begegnen wir einem schon älteren Bauernpaar, das die Schaf-Weidezäune zusammenlegt und abräumt. Wir schalten uns helfend ein, den Beiden gefällt‘s und uns tut‘s gut. Auf der südlichen Talseite verfärben sich die Baumwipfel bereits herbstlich. Der Weg ist bestückt mit zahlreichen Sinnspruch-Tafeln und Skulpturen die auf die Wichtigkeit von Fauna, Flora, dem Lebensraum und Geschichte des Aigue Agnelle-Tals hinweisen.
Auch dieser Weg ist in der Ferienzeit stark frequentiert, heute ist uns kein Wanderer begegnet. So kurz nach den französischen Ferien – Juli/August - sind die Dörfer wie leergefegt, die meisten Restaurants/Hotels bereits geschlossen oder kurz davor. Eine ideale Wanderzeit.
Danke an Samuel für die gut ausgewählten und attraktiven Touren, sie haben uns einen guten Eindruck über diese Gegend mit den beiden Nationalparks Escrin und Queyras vermittelt.
Merci an Jürg, der die Logistikorganisation für uns meisterlich bewerkstelligte. Es war eine aktiv-entspannende eindrucksvolle Tourenwoche.
Bernd Stapf
Karten: Alle Touren sind auf der franz. Internet-Wanderkarte https://ignrando.fr/fr/ nachvollziehbar
⇐