Treffpunkt Bern Gleis 5 um 07:00 Uhr funktioniert nur, wenn „man“ im Bahnhof Balsthal aus den beiden Zügen den Richtigen wählt. Neuer Treffpunkt nun also an der Binntalhütte auf 2265m. Im überfüllten Zug von Bern nach Milano überwiegen die 110Ltr Rollkoffer, manipuliert von unseren asiatischen Gästen. Umsteigen in Brig, Fiesch und Binn, in Binn Fäld wartet das Alpen Taxi und bringt uns 2 Nachzügler nach Brunnebiel 1844m. Um 11:00 Uhr beginnen wir den Aufstieg zur Binntalhütte, zunächst der Binna entlang, die tosend die Wassermassen, die von allen Felswänden stürzen, zu Tale führt. Verzweigung in Masshitta, die Sonne lacht, der Stein-reiche Weg glitzert in vielen Facetten, die Flora strahlt in noch intensiveren Blau, Gelb und dunklem Rot. Ab Oxefeld ist der Weg mit Steinplatten ausgelegt, ein Murmeli lässt es sich auf den warmen Platten wohlergehen. Um 13:00 Uhr endlich hat Tourenleiter Samuel die Gruppe komplett, wir sind 14, 12 mit und 2 ohne Suppe! 30 Minuten später überschreiten wir die Grenze nach Italien am Albrunpass und kommen ins Valle Dèvero. Weit unten glänzen die gestauten Seen mit dem Kraftwerk, vis-a-vis die uns unbekannten Gipfel, die im Winter herrliche Skitouren ermöglichen. Auch wir haben noch kleinere Schneefelder im Abstieg, mehr oder weniger elegant, zu meistern. Es ist zu früh für den direkten Weg, Samuel führt uns weiter auf dem Walserweg in weitem Bogen zur Alpe Forno 2220m. Der Walserweg geht weiter ostwärts zur Scatta Minoia, wir gehen westwärts und folgen der Ausschilderung Crampiolo 1h40‘. Am See bei Pianboglio 1983m vorbei zum Lago de Dèvero. Sowohl die in der CH wie in I angegebenen Zeiten entsprechen genau unserem Wander-Rhythmus. Der lichte Föhrenbestand erlaubt hin und wieder einen Augen-Blick auf den See, der bei 1856m Höhe doch noch recht kalt erscheint. Die „Insel“ im See ist der Montorfano, der durch die letzte Erhöhung der Staumauer vom Berg zur Insel wurde. Wir erreichen Crampiolo um 16:00 Uhr, die Zimmer sind in kleinen Häusern über den ganzen „Ort“ verteilt. Agriturismo meint, das Material der ehemaligen Stallungen und Wirtschaftsgebäuden wurde zum Bau von kleinen touristisch nutzbaren Hauseinheiten wiederverwendet. Innen sehr komfortabel und auf Selbstversorgung eingerichtet, aussen gekonnt den ehemaligen Baustil nachempfunden, natürlich mit Steindächern. Wir besuchen noch das Biotop weiter hinten im Tal. Zum Znacht werden wir mit lokaler Italianita inklusive einem Dolcetto verwöhnt. Samuel erklärt noch etwas zur nächsten Etappe mit der Schlüsselstelle um die Leiter (Toni meldet es sind 21 Seigel, Hedi fügt bei mit je 30cm Abstand, Samuel errechnet 6-7 Meter Länge = interdisziplinäre Lösungsfindung). La Donna willigt ein, dass wir um 07:00 Uhr zum Zmorge kommen können.
08:00 Uhr: Rechts hinter dem Dorf an den Bienenstöcken vorbei beginnt der H15 zum Passo della Rosso 3h, difficile steht auf dem weissen Hinweisschild. Der Himmel ist mit hohen Wolken leicht überzogen, Samuel hat vom Homeoffice in Hindelbank die heutige Meteo-Vorhersage erhalten: „es regnet um 11:00 Uhr, aber sicher um 14:00“*. Der Weg wird enger, steiler und holpriger, es ist von Vorteil hinten zu laufen, da ist der Tau von den Gräsern bereits abgemolken. Die Blumen werden rarer, sind aber noch immer in üppigen Gruppen vereint. Auf dem Pian della Rossa 2051m machen wir Rast und geniessen die Aussicht auf die Schneeberge talauswärts. Vis a Vis sind die Folgen des Winter-Liftbetriebes sichtbar; braun abgeschabte Hänge. Noch 30‘ und wir sind an der Schlüsselstelle, es sind tatsächlich 21 Bügel in etwa 30 cm Abstand in den Felsen eingelassen, dann noch ein kleiner Abstieg um einem Schneefeld auszuweichen, gefolgt von einer kurzen Kletterphase, dann ist die Schlüsselstelle überwunden. Der Weg führt nun grosszügig über ein Hochplateau, links das Rothorn 2887m, vor uns das Grampielhorn 2764m. 10:45 wir sind am Passo della Rosso 2473m und überqueren die Landesgrenze. 10:57 Uhr, die ersten Tropfen fallen; kaum sind die Wetterschütze montiert hört‘s schon wieder auf. Der Weg ab Grenze heisst nun Geisspfad und führt um den Geisspfadsee herum und lässt sich auf der geschlossener Schneedecke gut begehen, bis hinunter zum Mässersee, unsere nächsten Rast, führt der Weg rechts über eine steile Geröllhalde. Die Ufer des idyllisch gelegenen Bergsees sind schwarz von „Rossnägeln“ das wird ein Quaken werden. Imfeld 1h10‘ ist angeschrieben, die benötigen wir auch um am Gästesteinbruch vorbei um 15:00 zur Bushalte zu gelangen. Samuel erklärt die Tour für beendet – uns bleibt ihm mit Applaus zu danken für seine Mühen der Vorbereitung und Durchführung. Wir durften zwei ambitionierte Wandertage erleben, in einer sehr attraktiven Gegend unter kundiger Führung bei günstigem Wetter*, was will man mehr?
Il gruppe completo: Urs Aeschlimann, Thomas Brunner, Margrit Gasser, Elisabeth & Urs Herzig, Paul Hubacher, Sibylle Lanz, Margrit Meier-Probst, Therese Müller-Wild, Samuel Reusser, Toni Schmid, Bernd Stapf, Hedi Vonarburg, Ruth Zeltner-von Arx
Die Route ab Binn Fäld: Alpentaxi nach Brunnebiel 1845m - Masshitta 1952m - Binntalhütte SAC 2265m - Albrunpass 2408m - Alpe Forno 2220m - Crampiolo 1767m. Länge: 12.6KM, +732Hm, -762Hm, GZ 4h30‘
Crampiolo 1767m – Pian della Rossa 2051m – Passo della Rossa 2473m – Mässersee 2120m – Imfeld (Binn Fäld) 1547m. Länge: 10.5KM, +815Hm, -1044Hm, GZ 6h.
Text: Bernd Stapf, Bilder: Samuel Reusser
*zu unserer Freude sind die Wettervorhersagen nicht so eingetroffen.
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