Samstag 9:30. Etwas später als ursprünglich geplant treffen wir uns in Bourg-Saint-Pierre vor dem Nordportal des Grand St-Bernard. Bei einem Kaffee informiert uns Guggi über die herrschenden Bedingungen welche nicht nur Sonnenschein und einfache Lawinenverhältnisse versprechen. Aber doch Hoffnung gebend ab Sonntag besseres Wetter zu haben. Wir recht er hatte!
Die Samstagstour wird ins Aostatal verlegt, Ausgangspunkt bei St-Oyen. Wir rüsten unsere sieben Sachen. Aber schon bald taucht bei mir die Frage auf: Wo sind denn meine Felle? Welch Schreck, noch zu Hause an der Wäscheleine. Zum Glück hat Thömu Ersatzfelle mit dabei. Zwar etwas zu lange, welche Guggi jedoch gekonnt vorne um die Skispitze legt und mit Klebband befestigt.
So starten wir doch zu fünft die erste Tour. Wir halten lange durch, obwohl der Schneefall immer dichter wird. Etwas unterhalb von unserm Ziel, dem Mont de Flassin, fellen wir ab um die Abfahrt in Angriff zu nehmen. Wir staunen wieviel Neuschnee es gegeben hat und finden es absolut richtig jetzt auf der Abfahrt zu sein.
Die Weiterfahrt nach Aosta zu unserer Übernachtungsstätte Agriturismo La Viggni La Crest verläuft ohne Umwege. Wenn wir auch über die letzten Meter der Zufahrtsstrasse staunen. Die mit Kies und Schlaglöchern durchsetzte Piste lässt uns eher erschaudern. Aber wie von Guggi prophezeit führt er uns zu einem ganz schönen Übernachtungsort inkl. Sauna und Whirlpool.
Kurz vor Neunzehn-Uhr starten wir zur Tour nach der Tour. Auf Empfehlung Davids, dem Padrone unserer Unterkunft, starten wir Richtung Agriturismo La Familie in Brissogne. Guggi fährt und fährt. Wir alle staunen über die vielen Spitzkehren und die Höhenmeter welche wir erklimmen. Um schlussendlich auf ca. 1000Hm doch mal mittels einem Telefongespräch zu klären ob wir auf dem richtigen Weg sind. Aha nicht ganz. Unten in der Talsohle zwischen Zugtrasse und Autobahn, auf etwa 530Hm. Also das ganze zurück. Die Menüwahl wird uns abgenommen, einzig über das Getränk dürfen wir mitbestimmen. Hoffentlich kommt das gut! Vorspeise in drei Gängen: Brot, Speck, Wurst und Ziger-Frischkäse, Carpaccio vom Rind, Saucisson mit Kartoffeln. Mittlerer Gang: Rissotto mit Käse. Hauptgang: Kalbfleisch mit Polenta. Wir sind übervoll aber das Dessert muss auch noch Platz haben: Panna Cotta oder Apfelkuchen. Kaffee, Grappa und Génépi runden das reichhaltige, italienische Mahl ab.
Sonntag: Von Sonnenstrahlen geweckt, welche durch Wolken den Weg finden, starten wir den Tag am reichhaltigen Morgenbuffet. Das Wetter verspricht gut zu werden so dass wir wie geplant die heutige Tour, von Buthier auf den Punte Chaligne, starten können. Einzig die Zusatzabfahrt hinter dem Gipfel, da erheblich, ist nicht zu machen.
Guggi, Fred und ich, welche mit einer nicht ganz ausgeheilten Grippe angereist sind, starten die Tour etwas gemächlicher. Nach einer halben Stunde gebe ich forfait und kehre in den Campingbus zurück um mich zu kurrieren.
Die vier Männer erklimmen schlussendlich den Nachbargipfel Monte de la Tsa welcher gar einige Meter höher ist. Grund: Der Schlusshang des Punto Chaligne enthält einen riesigen Schneerutsch und der Grat ist auch nicht passierbar.
Zurück in Aosta genehmigen wir uns das wohlverdiente Birra und Pizza. Schlendern durch das Städtchen bevor wir dann, zurück in der Unterkunft, noch unsere Muskeln und Glieder bei einem Saunagang entspannen.
Montag: Ein Erholungstag. Bei schönstem Sonnenschein und blauem Himmel fahren wir von Aosta durchs Valsavarenche nach Pont. Um von dort zur Rifugio Vittorio Emmanuele II aufzusteigen.
Bei Birra, Tee, Kaffee, Grappa, Abendessen, drei Jassrunden und einem Génépi als Bettmümpfeli lassen wir den Tag ausklingen.
Dienstag: Der Tag des Tourenhöhenpunktes, der Grand Paradiso 4062m ist angesagt! Um 5:45 starten wir mit Stirnlampe ausgerüstet die Tour. Es liegt ein langes Stück mit ungespurtem Weg vor uns. Was einiges an Energie abverlangt und von Guggi (welcher sich unterdessen wieder einiges fitter fühlt), Thömu und Adrian jedoch abwechselnd beherzt in Angriff genommen wird. Fred bleibt bei mir in der Nähe, um auch mir die Chance zu geben, den ganzen Weg zu meistern. Der Tag verspricht noch schöner zu werden als tags zuvor. Wunderschön wie die ersten Gipfel von der Sonne beschienen werden und wir in den Tag tauchen.
Beim ersten Fleck mit Sonnenstrahlen legen wir eine längere Pause ein. Thömu hat seine nicht mehr zu spürenden Füsse aufzutauen und wir anderen geniessen die Aussicht auf Monte Blanc, seine vielen Nachbarn und den Gand Paradiso. Sowie dem Besprechen und dem Zusehen einer anderen Gruppe, des weiteren und nicht ganz unheiklen Aufstieges. Was sich schlussendlich aber als gut machbar erweist.
Ab 3800m sind nur noch die Männer unterwegs. Ich warte, erschöpft durch den heftigen Husten, hier auf sie. Beobachte gebannt wo sie gerade sind und mache Fotos. Zweimal müssen sie Steigeisen montieren und sich anseilen um den Gipfel zu erreichen.
Herzliche Gratulation Jürg, Adrian, Thömu und Fred!
Leider sind ihnen die letzten zwei, drei Meter zur Madonna nicht gegönnt. Eine Horde Katalanen nehmen so viel Platz ein dass sie vor Ihnen den Rückweg in Angriff nehmen. Damit sie wenigstens die ersten Abfahrer sind in den unverspurten Hängen. Was ja auch Spass verspricht!
Und wie wir dies geniessen! Powder vom Feinsten! Ein kurzer Halt bei der Hütte und schon bald sind die gut 2200 Höhenmeter hinter uns.
Vier super schöne Tage! In allen Belangen! Touren, Erlebnissen, Kameradschaft, dem Wetter, der Organisation und der Leitung! Vielen herzlichen Dank Jürg!
Bericht: Beatrix Foto’s: Jürg, Andrian, Thömu, Fred, Beatrix
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