Gratwanderung im Alpstein mit Säntis
17-19 Juli 2015, TL: Samuel Reusser
Tag 1
Treffpunkt, HB Zürich Perron 11. Wir sind 8, Reinhard, Margrit aus dem Thal, Madlene, Andreas, Elisabeth, Urs, Bernd aus dem Oberaargau und Samuel aus Hindelbank. Gemeinsame Weiterreise über Gossau-Weissbad nach Wasserauen und hoch zur Ebenalp – endlich frische Luft und Brise.
Sönd wöllkomm, die Tour beginnt mit einem Abstieg am Wildkirchli vorbei via -höhle zum Restaurant Aescher – Kaffee-Nussgipfel; die Frage, ob hier oder in der Bollenwees die besten Rösti serviert werden bleibt deshalb von uns unbeantwortet. Weiter mit vielen Tagesausflüglern hinauf zum Berggasthaus Schäfler (1921), Bilder im Haus zeigen wie früher alle Materialien zum Hausbau hinaufgetragen wurden. Nach Suppe und Getränk beginnt unser eigentlicher Aufstieg zum Säntis, und es beginnt zünftig mit Leitern und Versicherungen. Der gut erhaltene Weg führt im Auf-und Ab an der Südseite des Altenalptürm vorbei. Mittlerweilen haben die Wolkentürme, die hinter dem Säntis zu sehen waren, die Sonne verdeckt, angenehm, denn der Aufstieg zum Lötzlialpsattel durch einen sehr stotzigen „Kiesweg“ ist auch ohne Sonne schweisstreibend. Unter uns ist der Seealpsee zu sehen und immer schweift der Blick hinüber zu den Zacken und Türmen, die morgen unser Ziel sein werden. Nun hinüber via Oehri zum Übergang am Höchnideri (2130) Rast, aber nur kurz, denn die Wolken verdichten sich und noch sind 400 Hm zu bewältigen. Wir traversieren „Blau Schnee“, ein Firnfeld im Schatten des Girispitz, das sich durch die Klimaveränderung jedes Jahr reduziert. Die Stöcke aufgeschnallen, denn die Hände werden gebraucht, um durch und über die Blöcke zur Scharte südlich des Girenspitz zu gelangen. Hier vereinigen sich die Aufstiege von der Schwäg- und der Ebenalp und führen gemeinsam zum „Stairways to Heaven“, der Himmelsleiter, die den Gipfelblock des Säntis erschliesst. Gute Stufen und beidseitige Drahtseile erleichtern den Aufstieg wesentlich. Danach noch durch den Tunnel und wir sind da im Berghaus Alter Säntis. Es ist 17:00 und um 17:01 setzt ein heftiges Gewitter mit Starkregen ein. Die Signalnadel des Säntis nimmt die Blitze auf, für uns erscheinen sie senkrecht, gefolgt von heftigem Donnergrollen. Nur von kurzer Dauer, dann können sich die Fotografen auf den oberen Plattformen dem Abendrot widmen – die Aussicht ist überwältigend. Um 18:30 gibt’s Z’nacht, Rösti mit Schweinssteak und nicht nur Mineral zum Trinken.
Tag 2
Morgenessen 07:00, Abmarsch 08:00, Bernd wird das heutige Tagesziel, die Bollenwees, über eine leichtere Route erwandern. Die anderen schauen sich von der Sonnenterrasse des Berghauses die heutige Tour Richtung Altmann an. Durch dieses Gewuschel von scharfkantigen Steinformationen soll es ein Durchkommen geben? Ja, es gibt es. Hervorragend mit Drahtseilen gesichert und teilweise über Felstreppen, führt die Bergwanderung über den luftigen Lisengrat. Das Auf und Ab in den Kalksteintürmen fordert während der nächsten Stunde volle Konzentration. Im Berggasthaus Rotsteinpass (2124) Stärkung vor der nächsten Herausforderung. Ehrfürchtig schauen wir der Felswand des Altmanns (zweithöchster Gipfel des Säntismassivs) hoch. Hier sollen wir hochkraxeln? Die morgendlichen Wolken haben sich in der Zwischenzeit aufgelöst, der Wind bleibt aber aufgefrischt. Trittsicherheit ist für die kommende Stunde gefragt. Klettersteigähnlich windet sich der Bergweg hinauf zum Altmannsattel. Nach einer kurzen Rast Abstieg Richtung Zwinglipass. Der Steinbock am Wegesrand lässt sich durch unsere Wandergruppe nicht aus der Ruhe bringen, bleibt liegen und geniesst die Aussicht. Die beiden Kletterer kurz unter dem Altmanngipfel sind nun in einer Nebelwand verschwunden. Samuel mahnt in Erwartung eines Wetterumschwungs zum Weitergehen. Nach der Rast auf dem Mutschensattel führt der Weg hinunter in die Ebene zur Roslenalp. Durstig kehren wir bei der Alphütte ein. Die beiden Kinder servieren eine kühle Erfrischung und freuen sich über das rasch verdiente Taschen-Trinkgeld. Imposant ragen die Chrüzberge - ein Eldorado für Kletterer - bei der Saxerlücke in die Höhe. Der Blick reicht weit ins Rheintal und Richtung Bündnerland. Der letzte Abschnitt hinunter zum Berggasthaus geht noch ordentlich in die Knie und verlangt ob den vielen „Schafgageln“ erneut „Trittsicherheit“.
Bollenwees (1470), ein wunderschön gelegenes Berghaus mit exzellentem Service. Die Mutigen baden im See, die andern duschen warm. Das Haus ist gut besetzt, ebenso die in der Nähe liegende Hundssteinhütte.
Tag 3
Bergzinnen, still ruhender, reflektierender See und hellgelbes Sonnenmorgenlicht, Fotografenherz was willst Du mehr – und das noch vor dem Frühstück um 07:00. Abmarsch 08:00 Richtung Hoher Kasten unserem heutigem Wanderziel. Wir sind nicht allein unterwegs, von Bollenwees hoch zur Saxerlücke (1649) sind bereits 2 Gruppen vor uns, bis zum Hochhus (1925) haben sich die Abstände dann eingependelt. Im leichten Auf und Ab geht’s über den Furgglerfirst zum Stauberenkanzel. Es soll die besten Nussgipfel hier geben? Sicher ist aber, dass der höchste PTT-Briefkasten hier hoch oben im Felsen hängt. Unterwegs geniessen wir einerseits die grossartige Aussicht ins Rheintal und gen Westen den freien Blick ins Appenzellerland. Der Weg ist zu einem guten Stück neu gemacht, frische Drahtseile und Beschläge sind eingezogen. Es geht im steten Wechsel bis auf 1500m hinunter und auf der anderen Seite 100Hm wieder hinauf bis endlich der letzte Aufstieg (etwa 300Hm) beginnt. Nun werden die Knie-Bremsen gelöst und im zügigen Schritt erreichen wir den Hohen Kasten. Nochmals können die Stationen der letzen 3 Tage aus der Distanz identifiziert und auf dem Gipfelfoto festgehalten werden. Eine wunderschöne und anspruchsvolle Tour geht hier zu Ende, der Rest ist öV. Vielen Dank Samuel für die ausgezeichnete Führung, für die Inspirationen zu diesem wunderschönen Wandergebiet und die vielen profunden Hinweise zu Land, Leuten und Tieren.
Text: Bernd Stapf und Urs Herzig, Bilder: Margrit Meier und Samuel Reusser
⇐